von Sascha
Manfred Kalbfleisch kaufte sich ein Zwergkaninchen.Er wollte schon immer
ein Haustier haben, doch der Gedanke ans Käfigputzen machte ihm Kopfzerbrechen.
Er hasste es schon immer sauberzumachen, doch so ein Zwergkaninchen würde
seine Geduld wohl auf harte Proben stellen.
Nun,so kam es denn,daß Manfred den kleinen Nager nach Hause brachte und gar
nicht wußte, wie man denn mit so einem Zwergkaninchen umgeht.
Dem Verkäufer in der Tierhandlung hatte er natürlich klugscheißerisch
erzählt,daß er der Kaninchenmeister persönlich sei,
doch Manfred tat sich schon dabei schwer die Ohren seines Zwergkaninchens zu
finden. Naja. Der liebe Manfred hob den kleinen Fellracker in die Nähe seines
Kopfes, nicht bedenkend, daß sich das Viech bereits vor Angst in die Pfoten machte.
Als das Kaninchen auf Manfreds Kopf kletterte, fand Manfred dies zuerst noch sehr lustig.
Doch das Lustigsein verging ihm bald, als ihm sein Hoppler auf den Kopf pinkelte.
Wie das ganze aussah, wird hier lieber nicht genauer beschrieben.
Manfred wurde sauer und beugte sich auf den Boden um den Nager von seinem Kopf
herunterzubekommen. Doch das arme Viech wollte nicht runter und
krallte sich an Herrchens Hirn fest. Der liebe liebe Manfred wurde extrem
unruhig und sein Gesicht färbte sich rot vor leisem Schmerz. Er gab so Worte wie
"Ngngn,aaaah,teufel...hirgl..." von sich. Nun, niemand konnte erörtern, was er damit genau
sagen wollte. Manfred kniete sich auf den Boden und begann seinen Kopf zu schütteln,
in der Hoffnung,daß das ängstliche Fellknäuel auf seinem Schädel endlich das Weite suchen würde.
Doch oh wie wurde ihm, dem war nämlich nicht so. "Geh runter,du Mistvieh!" rief Manfred, womit
das Kaninchen endlich einen Namen hatte.Mistvieh. Nun,der liebe liebe liebe Manfred hätte diesen
Affentanz mit seinem Zwergerl wohl noch lange durchgehalten, wenn er nicht mit
seiner Birne gegen das Bügelbrett geprallt wäre. Er kippte benommen zu Boden und das
Bügelbrett begrub Manfred unter sich. Mistvieh nahm dies zum Anlaß Manfreds Hirn
loszulassen und über sein Gesicht zu krabbeln. Dann hoppelte das Kaninchen aufs
Bügelbrett, wo es garnicht mehr so ängstlich war. Dafür war die Situation
viel zu lustig. Mistvieh schaute gespannt in alle Richtungen und als es Manfred ansah,
hätte dieser schwören können, es hätte ihn dabei angegrinst.
Mistviechs Herrchen began leise zu lallen, dann wurde Manfred wieder klar im
Kopf. Naja, war gar nicht so einfach wieder klar im Kopf zu werden, wenn man
auf selbigem Krallenfahrer und Kaninchenpisse hat. Abgesehen vom Bügelbrett. Gerade als
sich Manfred mühsam aufrichtete, erinnerte sich Mistvieh daran,wie schön es auf
Herrchens Kopf war. Es hüpfte Manfred wild entgegen und dieser gab einen lauten langen
Panikschrei von sich. Doch zu spät,sein Kaninchen sprang ihm ins Gesicht und krallte sich an
seinem Bart fest. Tja,jetzt wünschte sich der faule Spinner, er hätte sich in der Früh rasiert.
Manfred sprang in Panik auf und fuchtelte tobend durchs Zimmer, doch Mistvieh ließ nicht
locker. Es begann, seinen Bart zu fressen, Manfred bekam Todesangst. Er sprang auf den
Küchentisch und jodelte. Die Nachbarn unter und neben ihm wunderten sich gar nicht über den
Lärm,da sie ihren Nachbarn sowieso für einen Spinner hielten. Nun, sie lagen gar nicht mal so
falsch. Äh,finden Sie, daß die Geschichte langsam abhebt und unglaubwürdig
wird? Aber nicht doch, warten Sie doch erstmal ab, was als nächstes kommt.
Manfred machte einen Salto vom Tisch auf den Boden, sein Kaninchen mit
ihm. Jetzt ging es in die zweite Halbzeit. Er rannte im Wohnzimmer
umher, schmiß sich gegen die Wand, half aber alles nichts. Schließlich riß er seine
Wohnungstür auf und trat mit dem Fuß gegen die Tür seines Nachbarns vis a vis.
Der Nachbar, bekannt als Herr Knödelohr, öffnete verwundert die Tür und sah einen
völlig entnervten Manfred, der zu seinem Erstaunen ein rabiates Zwergkaninchen auf seinem Bart
hängen hatte. Dieses hatte sich inzwischen beruhigt und war an Manfreds Bart eingeschlafen.
Obwohl der die ganze Zeit wild getobt hatte! Eine Kaninchenmeisterleistung!
Manfred blickte Knödelohr gequält an, seine Augen waren blutunterlaufen, als hätte er
drei Tage nicht geschlafen. Knödelohr hinterfrug die ganze Situation und Manfred frug
Knödelohr, ob dieser nicht ein Haustier wolle. Hätte dieses Haustier nicht
so seltsame Anwandlungen und würde an Bärte hängen, wer weiß, Knödelohr hätte das
Kaninchen vielleicht zu sich genommen. Doch Manfreds Nachbar machte nur große
Augen, zeigte ihm den Vogel und drosch die Tür hinter sich zu. Traurig trottete Manfred
in seine Wohnung zurück. Es war schon spät und der liebe liebe liebe liebe Manfred wollte
schlafen gehen. Gar nicht so leicht mit einem Kaninchen unterm Kinn. Vor allem das
Zähneputzen war mühsam, denn als Manfred seinen Gaumen bewegen wollte, schwang das
Kaninchen an seinem Bart mit und das zerrte. Aua,das tut doch weh! Als er
sich dann doch noch in sein Bett legen konnte, war er so fertig, daß er gleich
einschlief. Bloß nicht lange.
Mistvieh ließ endlich von seinem Bart ab, denn jetzt, wo Herrchen
schlief, war es ja nicht mehr komisch. Das Zwergkaninchen begann Manfreds Decke
anzuknabbern. Dabei schabbte es immer heftiger an den Federn, bis die Decke ein Loch hatte.
Oh,da kamen ja Herrchens Füße zum Vorschein, na, was könnte man da denn machen?
Mistvieh hatte Hunger und biß Manfred in die Zehen.
Nun,jetzt schlief er nicht mehr. Manfred jaulte auf,fuhr
inmitten von losen Bettfedern in die Höhe und schlug mit dem Kopf gegen ein
Bücherregal. Dieses gab auch noch nach und knallte Manfred abermals auf den Schädel.
Also gut, inmitten von losen Büchern, losen Bettfedern und einem äußerst losen Kaninchen glaubte
Manfred, ein Einbrecher habe ihn im Schlaf überrascht. Er stand auf, taumelte in Panik
durch den Raum und schnappte sich seine Schrottflinte. Sogleich löste sich ein Schuß,der
die Decke durchschlug.
Nein,nicht die Bettdecke. Die Zimmerdecke! Was will man dazu noch viel sagen, mehr brauchte
Manfred nicht. Das Geschoß traf des Nachbarns Fernseher über ihm. Der
Nachbar, in diesem Fall Herr Sauerpfahl, begann laut zu fluchen und wurde ja echt sauer, aber
wirklich sauer...ja wirklich! So, liebe Leser, inzwischen sollten Sie die Glaubwürdigkeit
dieser Geschichte stark in Frage gestellt haben. Aber vielleicht wollen Sie noch wissen, wie
sie ausging?
Auch wenn Sie es nicht wissen wollen, das wird sowieso erzählt. Also nett
weiterlesen!
Manfred bezahlte den Schaden, den sein Mistvieh angerichtet hatte und
besorgte sich einen Kaninchentrainer, der dem Zwergrowdy gutes Benehmen lehrte.
Inzwischen ist Mistvieh ein artiges Kaninchen geworden. Nur den Namen hat es behalten.
Auszug aus den Werken des Kaninchenmeisters
Sascha Traube ist Schriftsteller, Comiczeichner und Autor der Serie
PC
Haeh? im Streßnetz
Zurück zur Hauptseite